Denkmalorgel der Rochuskapelle
Unsere Orgel, die wir 1987 für die Rochuskapelle erworben haben.
Sie Stand bis dahin in veränderter Gestalt in Herrenbaumgarten / Österreich - Bild vergrößern
Im Jahr 1910 erbaute der mährische Orgelbauer Mathias Strmiska für die Gemeinde Herrenbaumgarten, einem kleinen Ort an der österreichisch-tschechischen Grenze (Waldviertel) eine einmanualige Orgel. Dieses Instrument ist in seinem technischen Aufbau (Windladensystem, mechanische Traktur) noch ganz dem klassischen Orgelbau des 18. Jahrhunderts verpflichtet. Die Auswahl der Register, deren edle Ausführung ist jedoch schon dem Stil der Romantik treu.
Da die Rochuskapelle noch nie eine Orgel besaß, habe ich im Jahr 1987 eine ganze Reihe von mir bekannten Orgelbauern kontaktiert, den Kirchenraum, die musikalischen Anforderungen, den Stil eines erwünschten Instrumentes genau beschrieben.
Es kamen dann eine ganze Reihe von Rückmeldungen. Am Ende entschied sich der Stiftungsrat für jenes Instrument, das die kath. Gemeinde in Herrenbaumgarten aus Platzgründen zu veräußern gedachte. Es war eingelagert bei der Firma Späth in Hugstetten bei Freiburg. Platzlich, optisch, akustisch und vom Stil her passte dieses Instrument in die Rochuskapelle in einer so idealen Weise, dass man annehmen könnte, man hätte es damals bei der Erbauung der Kapelle neu für diesen Raum konzipiert.
Denkmalorgel von M.Strmiska (1910, In Dienst genommen in der Rochuskapelle Im Jahr 1988.)
Foto:W.K. Bild vergrößern
Das Instrument war nahezu original erhalten. Wohl in einem nicht ganz guten Zustand und in seinem Aufbau zerschnitten. Das Pedal stand nämlich in Herrenbaumgarten als Freipfeifenanlage rechts und links der Orgel. So gewann man dort an Raumtiefe, die der Kirchenchor nutzen wollte.
Nun galt es, das vorhandene Gehäuse zu ergänzen und so die Orgel wieder zu einem geschlossenen Ganzen zusammen zu fügen. Die Intonation (individuelle Tongebung jeder Pfeife und aller Register) nahm damals der von der Firma Späth akquirierte Intonateur Eduard Moser aus Norwegen vor. Beachtlich fand ich damals, dass nicht er selber die Pfeifen bearbeitete, sondern einem jungen Mann, namens Heinz Jäger diese Aufgabe übertrug. Moser selber saß dabei am Spieltisch und erklärte Jäger bis ins Detail jeden Handgriff, wie er Klangfarbe und Lautstärke, Ansprache und Schärfe, oder Mild zu gestalten hatte. Was dabei herauskam, ist ein wundervolles Instrument, das die herrliche Akustik dieses Raumes aufnimmt, ein Instrument, das füllt, atmet, lebt, in jedem seiner individuell gestalteten Register.
Das war im Jahr 1988. Mit großer Freude durften wir damals das Einweihungskonzert mit unserem Organisten Dr. Klaus Gaßner hören.
Jetzt sind 30 Jahre vergangen. Zeit, um das Instrument nach zu justieren, aus zu reinigen, die Pfeifen allesamt neu zu intonieren, Verschleißschäden zu beseitigen. Herr Heinz Jäger hat zusammen mit Herrn Wolfgang Brommer schon längst eine eigene, weltweit agierende, hoch angesehene Firma mit Sitz in Waldkirch.
Der Stiftungsrat hat diese Firma ausgewählt und beauftragt, die Ausreinigung und Neuintonation zu vollziehen. Herr Jäger ist ein inzwischen angegrauter Herr, etwas jünger als ich, sein Sohn ist schon längst mitverantwortlich in der Firma. Ich bin sehr stolz darauf, dass wir unsere Mingolsheimer Kostbarkeit in so guten und kompetenten Händen haben. Inzwischen ist das Orgelprojekt abgeschlossen, und unser kostbares Instrument kann – hoffentlich viele Jahre – die Besucher der Kapelle erfreuen.
Wenn Sie mehr über die Arbeit der Orgelfirma Jäger und Brommer wissen wollen, googeln Sie doch bitte mal: Waldkircher Orgelbau Jäger und Brommer. Da stoßen Sie auch auf eine Bildstrecke, welche die Arbeiten in Mingolsheim dokumentieren und Ihnen so einmalige Einblicke in große Zusammenhänge geben.
Wolfgang Kesenheimer, Pfr.
Bilder:
Original-Pfeienwerk. Hier: Subbass 16' Foto: W.K. Pfeifenwerk (Detail) - Ausgebaut zur Reinigung (2018) Foto: W.K.
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Komplett original erhaltener Spieltisch Windlade. Links: Aufbau des Pfeifenstockes Foto: W.K.
Mechanische Traktur und Registratur. (Bild vergrößern)
System Kegellade Foto: W.K. (Bild vergrößern)
Ausgebaute Pfeifen. Hier: Gambe 8' Original-spieltisch der Orgel Foto: W.K.
Besonderheit: die Stellschrauben zur Feinintonation. (Bild vergrößern)
Gibt es im südbadischen Raum nur in der Rochuskapelle.
Foto: W.K. (Bild vergrößern)
Einbau der Orgel. Anlieferung und Einbau der Orgel im Jahr 1988
Hier: Hochziehen der Balganlage. Foto: Kl.Gaßner (Bild vergrößern)
Ca. 6 Zentner Foto: Kl. Gaßner
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