Unsere Gesellschaft in Deutschland befindet sich in einer deutlichen Phase des Umbruchs. Davon sind auch die Kirchen betroffen. Es ist nicht übertrieben, wenn wir von einem deutlichen Rückgang des religiösen Lebens sprechen.
Damit einher geht ein starker Rückgang der Priesterberufe. Es sind viele Faktoren, die es im Augenblick jungen Menschen sehr schwer machen, diese Lebensaufgabe zu ergreifen. Die öffentliche Diskussion, vor allem aber der deutliche Reformstau innerhalb der Kirche, macht derzeit Jugendlichen kaum Mut, die Ergreifung eines geistlichen Berufes in Erwägung zu ziehen.
Die Folge ist klar: unsere Bischöfe müssen handeln. Sie versuchen das "Problem" auf der untersten Ebene zu lösen, indem sie die noch wenigen aktiven Pfarrer mit der Übernahme weiterer Pfarreien, die sonst verwaist wären, betrauen.
Längst sind in unseren deutschen Diözesen deshalb z. Teil riesige Seelsorgsbereiche gebildet worden, die man in unserer Erzdiözese "Seelsorgeeinheiten" nennt.
An deren Spitze steht der Pfarrer dessen Aufgabe es ist, das Team von hauptamtlichen pastoralen Mitarbeitern und den Pfarrgemeinderäten der einzelnen Pfarreien zu leiten.
Da die Kraft und Einsatzfähigkeit jedes Menschen begrenzt ist, und ein Tag bekanntlich nur 24 Stunden hat, können viele Aufgaben der Seelsorge, vor allem aber die geistliche Begleitung vorn Menschen nicht mehr in dem Umfang und in dieser Intensität vollzogen werden, wie wir es bisher gewohnt waren.
Dies hat allerdings wiederum fatale Folgen, die wir in ihrem Ausmaß heute noch gar nicht überblicken.
Auf Dauer wird also das geistliche Leben, das bisher eingewurzelt und "verortet" war, anonymer, heimatloser, beziehungsloser und damit auch beliebiger. Der deutliche Rückgang am sonntäglichen Gottesdienstbesuch ist dafür ein erschreckendes Signal.
Anstatt die Seelsorge noch vertiefen, intensivieren zu können, müssen wir Seelsorger die Gläubigen zu mehr Mobilität ermutigen, wir müssen bisweilen "nein" sagen, zeitlich und kräftemäßig begrenzen, wo wir im Sinne und nach dem Beispiel Jesu lieber intensivieren und vertiefen müssten.
Die Aufgabe eines "pastoralen Managers" ist unbiblisch und entspricht in keinster Weise den Idealen, die wir Priester uns einst bei unserer Weihe vorgenommen hatten.
Der Gehorsam, den wir einst unserem Bischof versprochen haben, lässt uns keine andere Wahl: wir sind genötigt, bisweilen gegen besseres Wissen und gegen unsere z. Teil reiche seelsorgerliche Erfahrung, das gegenwärtige System der "Umstrukturierung der Seelsorge" mit zu tragen.
Bei aller Resignation, die im Augenblick die kath. Kirche Deutschlands lähmt, gibt es aber auch das andere: eine Vielzahl hoch motivierter Laien, ohne deren selbstlose Einsätze vieles in der Seelsorge nicht mehr möglich wäre. Ihre Arbeit, sowie die Tätigkeit der hauptamtlichen Mitarbeiter, nicht zu vergessen die Hilfe der Priester-Pensionäre, sind hoch geschätzt und unverzichtbar.
Seit 1. Januar 2009 sind nun unsere Pfarreien St. Laurentius/Kronau, St.Vitus/Langenbrücken und St. Lambertus/ Mingolsheim zu einer Seelsorgeeinheit zusammen gefasst. In einem Gottesdienst am 28.6.2009 in der Kronauer Pfarrkirche wurde die Errichtung öffentlich gemacht. Die Freude der Teilnehmer war eher verhalten. Mit ca. 10.500 Katholiken in drei Pfarreien, die Altenheime und Kliniken eingeschlossen, sind wir eine relativ große Seelsorgeeinheit.
Kirche in der Zeit des Übergangs: am 13./ 14. März 2010 wurden letztmalig - für die jeweiligen Pfarreien getrennt - die Pfarrgemeinderäte gewählt. Im Jahr 2015 wird dann jeder Seelsorgeeinheit ein einziger (großer) Pfarrgemeinderat zugeordnet sein.
Die Kirche der Zukunft steht vor dem schwierigen Spagat, ihre Grundfesten, ihre Identität nicht zu verraten, während sie gleichzeitig sich den Fragen und Herausforderungen der Moderne nicht verschließen darf. Kirche der Zukunft muss also die Menschen "dort abholen, wo sie wirklich stehen." Sie darf Hoffnungen, Freude, Ängste und Trauer mit den Menschen teilen und so den Sendungsauftrag, der ihr aus der Kraft und der Verheißung des Evangeliums zukommt, als kostbare Flamme weiter tragen. Keinen Berg von Scherben, keine glühende Asche, sondern "Flamme" sollen wir sein, damit uns die Menschen nach dem Grund unserer Hoffnung befragen. (vgl. Synode der Dt. Bistümer 1975)
Was unsere Kirche vor Ort dringend braucht, ist die Vernetzung und Bündelung von Aufgaben und Initiativen, die Flexibilität und den guten Willen der Gläubigen, denen bisweilen im Umdenken und im Verzicht Opfer abverlangt werden. Dann braucht es die konzentrierte Mitarbeit aller, die berufsmäßig oder ehrenamtlich das Leben der Seelsorgeeinheit prägen. Mehr als bisher braucht es die positive Entschiedenheit eines jeden Gläubigen, sein Leben an Jesus zu binden und im Vertrauen auf die Verheißungen der Heiligen Schrift sein Dasein zu meistern.
"Als Gipfel und Quelle allen Tuns der Kirche" (2.vat. Konzil) kommt dabei der sonntäglichen Eucharistie als Quelle der Glaubensfreude, als Kristallisationspunkt aller Aktivitäten, als höchstes Zeichen der Identitätsfindung im Leben der Kirche eine ganz überragende Bedeutung zu. Die regelmäßige und bewusste Mitfeier der hl. Eucharistie am Sonntag wird - und das in Zukunft noch mehr - zu einer Überlebensfrage des Glaubens, eines Glaubens, den wir uns nicht als belanglose Information aus dem Internet ziehen können, der vielmehr gegründet ist im Leben, Sterben und Auferstehen Christi, der verbürgt ist, in unserer heilig-unheiligen Kirche, die - bei aller Last ihrer Geschichte - uns die Wahrheit und Echtheit des Glaubens garantiert.
Diesen hohen Wert, diesen "Schatz in zerbrechlichen Gefäßen" (2 Kor. 4,7) verantwortungsbewusst, froh, überzeugend weiter zu tragen, muss uns Verpflichtung und Auftrag sein.
Weitere Infos können Sie auch gern unter der offiziellen Internetseite der Erzdiözese Freiburg nachschauen.
Zur Homepage: http://www.erzbistum-freiburg.de/
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